Vielleicht ist Whisky sogar ein bisschen hip. Whisky bringt eine ganz spezielle Aura mit sich. Whisky ist Genuß! Whisky ruft eine Vielzahl an Vorstellungen und Erwartungen hervor: Exklusivität. Klasse. Stil. Tradition. … und Männlichkeit.

Dies spiegelt sich in vielen Veranstaltungen der Whisky- & Spirituosenbranche wieder. Das Publikum ist geprägt von leicht untersetzten Männern mittleren Alters, die in Alkohol geschwängerter Atmosphäre über Aromen diskutieren und mit der Anzahl ihrer Schottlandreisen prahlen. Ein Vortragender, der mit Insiderwissen zu glänzen versucht, trägt je nach Preisklasse der Veranstaltung vielleicht sogar einen schottischen Kilt. Es werden die großen Marken eines globalen Spirituosenkonzerns vorgestellt und als außergewöhnlich, der Konkurrenz in Herstellung und Geschmack überlegen feilgeboten. Zur Abrundung wird die schottische Bodenständigkeit, eine romantisierte Geschichtsträchtigkeit oder die atemberaubende Landschaft der Highlands beschworen. Am Ende der Veranstaltung stimmt der Pegel, die Stimmung gelöst, die Sprüche werden unterschwellig sexistisch und der Geldbeutel sitzt locker, so dass die ein oder andere Flasche der (als stark limitiert angepriesenen) Abfüllungen mit nach Hause genommen werden.
Versuche der Branche, ein jüngeres und weibliches Publikum anzusprechen, leiden oftmals an ähnlichen Symptomen. Das Publikum mag jünger sein. Frauen und Neugierigen wird der Einstieg in das Thema trotzdem unnötig schwer gemacht. Vorkenntnisse werden in altkluge Kommentare verpackt. Zurückhaltung und Respekt steigen nur selten parallel mit dem Alkoholpegel an. Und die Mischung aus drögem Theoriewissen zu Herstellungsverfahren und auswendig gelerntem Marketingsprech verfehlen das Ziel einer Vermittlung von Authentizität und Hipness.
Mit seinem Konzept Infotastement präsentiert Dominik Röttgers von Whisky& einen anderen, frischen Ansatz. (Semi-)Akademischer Anspruch verbindet sich mit handwerklichem Know-How. In unterhaltsamer und auf unterhaltende Weise werden geschichtliches und technisches Whiskywissen an den Mann und die Frau, an den Einsteiger und die Kennerin gebracht. Als unabhängiger Händler und Veranstalter kann Dominik nicht nur frei von den Vorgaben der Marketingabteilungen agieren. Vielmehr dienen ihm deren „Verkaufsargumente“ als Steilvorlage, um die romantisierten Vorstellungen und teils jahrelang gepflegten Mythen zu entzaubern. Von derartigem Ballast befreit, tritt der unverfälschte, subjektive Genußmoment in den Vordergrund. Der Blick wird auf überraschende Zusammenhänge und teils abstruse Details gelenkt, die auf humorvolle Art dargeboten den Spaß und die Freude an der Beschäftigung mit der Spirituose unterstreichen. Und dieser Blick endet nicht am üblichen Teller-, oder in diesem Fall Glasrand! Es wird eine Brücke geschlagen zu alltäglichen und vermeintlich klar abgegrenzten Themenbereichen.
Die Freistelle hinter Whisky& bestimmt die Blickrichtung. Es wird aufgezeigt, wie Whisky&Ökologie sich nachhaltig beeinflussen. Oder warum Whisky&Frauen eine funktionierende Langzeitbeziehung führen. Und bei Whisky&Automobile geht es nicht (nur) um Fahrtüchtigkeit. Wissensdurst wird bei und mit Whisky gelöscht. Ach ja, Whisky&Anti-Rassismus ist laut Dominik (k)eine Frage des guten Geschmacks:
„Die Bearbeitung von Fässern und deren Vorbelegung mit anderen Spirituosen oder Wein bestimmen die natürliche Farbgebung von Whisky. Eine dunkle Farbe lässt bei Whisky entgegen weitverbreiteter Einschätzung nicht zwangsläufig auf Alter, Geschmack oder Qualität schließen. Ex-Sherryfässer sind oftmals für eine dunkle Färbung von Whisky verantwortlich, es gibt jedoch auch weißen Sherry und 90% des in Schottland und Irland produzierten Whisky ist sowieso künstlich gefärbt. Fazit: Informierten Whisky-Enthusiasten & -Freunden geht es nicht um Herkunft oder Farbe, sondern um Geschmack und Charakter!“ (FridayFunFact #24 vom 07. August 2015)
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